Schüler*innen fordern mehr Nachhaltigkeit an ihrer Schule

Was kann ich tun, um nachhaltiger zu leben, damit die Welt auch morgen noch existiert? Mit dieser Frage beschäftigten sich am Donnerstag 23 Schülerinnen aus dem Jahrgang 11 des Johann Beckmann Gymnasiums Hoya. Auf dem Gelände der Kaffee-Rösterei CATUCHO in Bücken setzten sie sich in einer Rallye mit den globalen Nachhaltigkeitsziele auseinander. Anschließend nahmen sie in einer Kamerabox ihre Zukunftsvisionen für eine nachhaltige Welt auf.


Globale Nachhaltigkeit fängt zu Hause an, vor der eigenen Tür, in der eigenen Schule. Denn ob wir es wollen oder nicht: In der globalisierten Welt entscheiden unsere Konsumentscheidungen und Lebensstile nicht nur über das Weltklima, sondern auch über die Lebens- und Arbeitsbedingungen der
Menschen weltweit. Dass das eigene Handeln einen Unterschied macht, ist den Schülerinnen vom Johann Beckmann Gymnasiums Hoya längst klar. Und tatsächlich passiert auch schon viel an der Schule. Umweltscouts in jeder Klasse sollen helfen, Energie zu sparen; bei den Fridays for Future-Demonstrationen haben sich die Schülerinnen für eine Klimawende eingesetzt. Doch das ist nicht genug, finden sie.

Im Rahmen einer Exkursion besuchten die Schülerinnen der Umweltschule gemeinsam mit zwei Lehrerinnen den außerschulischen Lernort Catucho. Dort findet neben der Kaffeeproduktion regelmäßig Bildungsarbeit statt. Leiter Peter Klein ist selbst ehemaliger Lehrer: „Wir behandeln Aspekte, die in der Schule normalerweise nicht vorkommen. Die Schülerinnen erfahren hier praktisch, wie globale Lieferketten funktionieren und dass wir eine nachhaltige und gemeinwohlorientiere Wirtschaft brauchen“, sagt er. Solche wichtigen Themen dürfen nicht nur in Exkursionen und freiwilligen AGs behandelt werden ; dafür braucht es auch Zeit im Unterricht – darin sind sich die Schülerinnen einig.

„Wir wissen alle, dass es so nicht weitergehen kann. Ich wünsche mir mehr Impulse, was genau wir im Alltag verändern können“, sagt Emily Stichweh (17) aus Hassel. Mitschüler Bennet Kracke (18) aus Hoyerhagen ergänzt: „Die Schülerinnenvertretung allein hat zu wenig Macht, um dieses wichtige Thema wirklich voranzubringen. Es müssen alle ran: nicht nur Schülerinnen und Lehrerinnen, sondern auch die Schulcafeteria und der Hausmeister“. Auf Ausdrucke zu verzichten, wenn die Schülerinnen alle mit Notebooks arbeiten, ist nur eine der Forderungen des Tages. Auch außerhalb der Schule engagieren sich einige schon: „Nachhaltigkeit ist momentan noch zu teuer; das schreckt Viele ab. Wenn aber mehr Leute auf Fleischersatz zurückgreifen würden, würden wegen der höheren Nachfrage auch die Preise sinken“, erklärt Merwe Hartmann (16) aus Hoya.

Diese und viele weitere Statements wurden in einer Videobox aufgenommen. Die Ergebnisse werden unter anderem in den sozialen Netzwerken veröffentlicht. Unter dem Titel „Speak up für eine gerechte Welt!“ werden Anregungen gesammelt, wie die globalen Nachhaltigkeitsziele vor Ort umgesetzt werden können.

„Ich bin begeistert, wie viel die Schülerinnen schon für eine nachhaltige Welt machen. Für den großen Wandel braucht es aber auch entsprechende Unterstützung aus der Politik“, sagt Julia Wältring, Eine WeltFachpromotorin für Globales Lernen. Sie ist eine von elf Eine Welt-Promotorinnen in Niedersachsen, die zahlreiche, meist ehrenamtliche Eine Welt-Initiativen in ihrem lokalen Einsatz unterstützen und zivilgesellschaftliches Engagement fördern.

Die Aktion in Bücken ist Teil einer landesweiten Kampagne. Vom 8. bis 15. Juni zeigen die Eine WeltPromotorinnen in Niedersachsen wie bereits heute zahlreiche Initiativen Verantwortung übernehmen und zu einer global gerechten Welt mit einem Guten Leben für Alle beitragen. Mit sieben Zielen für nachhaltige Entwicklung und einer mobilen Kamerabox machen die Eine Welt-Promotorinnen Halt in sieben Regionen des Landes und kommen mit den Menschen ins Gespräch. Die Stationen: Osnabrück (8.06.), Oldenburg (9.06.), Bücken (10.06.), Lüneburg (11.06.), Wolfsburg (12.06.), Göttingen (14.06.), Hannover (15.06.).

Das Eine Welt-Promotor*innen-Programm in Niedersachsen wird vom Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen getragen und ist Teil eines bundesweiten Programms. Es wird gefördert von Engagement
Global im Auftrag des BMZ und dem Land Niedersachsen. Die Tour: „Speak up für eine gerechte Welt!“ wird zudem mit Mitteln vom Land Niedersachsen finanziert.

veröffentlicht unter anderem am 10.06.2021 in der Lokalzeitung „Die Harke“